Bild image of Peter Lilienthal – Foto Ralf Emmerich

Peter Lilienthal
- reisender Kinozauberer zwischen den Welten


Biografie

Peter Lilienthal wird am 27.11.1929 in Berlin geboren. 1939 flieht er mit seiner Mutter vor den Faschisten nach Uruguay. In Montevideo betreibt die Mutter ein kleines Hotel, um zu überleben, Peter Lilienthal absolviert das Gymnasium und beginnt das Studium der Kunstgeschichte und Jura.

Seine ersten Filmerfahrungen macht Peter Lilienthal im Filmclub an der Universität von Montevideo, wo Filme des Neorealismus LADRI DI BICICLETTE - DIE FAHRRADDIEBE von Vittorio de Sica (1948) und ZERO DE CONDUITE - BETRAGEN UNGENÜGEND von Jean Vigo (1933) gezeigt werden. Der Filmclub bringt die Filmzeitschrift „Marcha“ heraus. Zusammen mit seinen Freunden aus dem Filmclub realisierte 1955 bis 1956 er verschiedene Kurzfilme über soziale Probleme der Landbevölkerung, über die Situation von Dienstmädchen und den Kurzfilm EL JOVEN DEL TRAPECIO VOLANTE - DER JUNGE AUF DEM SCHWEBENDEN TRAPEZ.

Nach der Emigration kehrt er 1954 nach zunächst nach Berlin zurück. 1956 erhält er ein Stipendium für ein Filmstudium am „Institut des hautes études cinématographiques“ (IDHEC) in Paris (Nachfolgerin seit 1984:) Fondation européenne des métiers de l'image et du son (FEMIS) . Sein Studium Malerei und Formgestaltung, experimentelle Fotografie und Film absolviert er an Hochschule für bildende Kunst in Berlin. Mit seinen Kommilitonen Pit Kroke, Jörg Müller, Ralph Wünsche bringt er 1958 den Zeichentrickfilm STUDIE 23 heraus, der an die Filme der Avantgardisten der zwanziger Jahre (Walter Ruttmann, Hans Richter, Viking Eggeling, Oskar Fischinger) erinnert. Neben dem Studium arbeitet er für den Sender Freies Berlin (SFB), für den er 1959 den Dokumentarfilm IM HANDUMDREHEN VERDIENT über den Drehorgelspieler Locken Erwin, der gleichzeitig Filmvorführer in einem Berliner Kino ist, realisiert.

In jenen Tagen, an denen das Fernsehen noch in den in den Kinderschuhen steckt wird Peter Lilienhal 1959 beim Südwestfunk in Baden-Baden Regie- und Produktionsassistent. Er arbeitete zunächst als Regie-Assistent für Heinz Hilpert: DER KIRSCHGARTEN (1959), als Produktions-Assistent für Gustav Rudolf Sellner DIE NASHÖRNER (1960) sowie für Rudolf Noelte und Walter Henn. Seine erste Regie-Arbeit entsteht 1960 DIE NACHBARSKINDER. Mit dem Film beginnt eine lange Zusammenarbeit und eine intensive Freundschaft mit dem Kameramann Michael Ballhaus, die sich 1964 in dem Film DAS MARTYRIUM DES PETER O‘HEY fortsetzt. In dem Film nach einem Stück des polnischen Satirikers und Meisters der Kurzgeschichten Slawomir Mrozek spielt Joachim Wichmann Peter O´Hey. Mit Slawomir Mrozek, der die Mittel der Übertreibung bis ins Grotesk-Absurde mit einem unerschütterlichen Sinn für Komik benutzt hat Peter Lilienthal 1963 in STRIPTEASE erneut zusammengearbeitet.

1961 verwirklicht Peter Lilienthal BIOGRAPHIE EINES SCHOKOLADENTAGES. In DER ACHTZEHNTE GEBURTSTAG (1962) nach einer Erzählung von Klaus Roehler werden Generationsprobleme gesellschaftskritisch aufgezeigt, am Drehbuch haben Theodor Kotulla und Klaus Roehler mitgearbeitet. In STÜCK FÜR STÜCK (1962) des Autor Benno Meyer-Wehlack setzt Kameramann Wolf Wirth die Geschichte einer geschiedenen berufstätigen Frau, die jeden Pfennig umdrehen muss, und eines Jungen, der in Berlin der Straße überlassen ist, wirksam in Szene. In SCHULE DER GELÄUFIGKEIT (1963) nach dem Buch von Dieter Gasper spielen Max Haufler und Heinz Schubert. Zwei Theaterstücke des spanischen Regisseurs Fernando Arrabal, der im Exil in Frankreich lebt, verfilmt Peter Lilienthal: PICKNICK IM FELDE (1962) und GUERNICA - JEDE STUNDE VERLETZT UND DIE LETZTE TÖTET (1963).

Produzenten beim SWF Hubert von Bechtolsheim: „Am Ende der Baden-Badener Zeit zwei Arrabals von Lilienthal: da schienen sich Farbe, Rhythmus, Ton von Autor und Regisseur tatsächlich restlos zu decken. Dazwischen, davor also Irr- und Umwege? Wohl nicht. Die von einem weiteren Meyer-Wehlack-Skript provozierte Bedienung realistischer Substanz ist späteren Vorlagen (LA VICTORIA, ES HERRSCHT RUHE IM LAND) fraglos zugute gekommen. Wie umgekehrt freilich die extreme Stilisierungsfähigkeit dieses Regisseurs gewissen Vorlagen zugute kam: zwei Märchen-Freundlichkeiten (des Autors Dieter Gasper) zu gefährlich blitzenden Juwelen geschliffen. Und bei zwei Vorlagen des damals noch unbekannten Mrozek – einen dritten beziehungsweise chronologisch den ersten unserer Mrozeks hat der später verstorbene Gert Overhoff inszeniert – war die Affinität sehr groß: die Mrozek inhärente Komik ging gänzlich in den Beklemmungen auf – die ihrerseits zu maximalen Ausdruck kamen. Alles in allem stellten die insgesamt neun Inszenierungen Peter Lilienthals das deutlichste – oder zumindest deutlich sichtbare – Kontinuum dieser Baden-Badener Jahre dar.“
Bechtolsheim, Hubert von: Geschichte des Fernsehspiels Baden-Baden seinerzeit. In: ARD (Hrsg.): ARD Fernsehspiel April Mai, Juni 1979, Köln 1979

Neben den Filmmachen unterrichtet Peter Lilienthal 1966 an der neue gegründete Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) jungen Cineasten wie Gerd Conradt, Harun Faroqhi, Carlos Bustamante, Helke Sander, Holger Meins, Hartmut Bitomsky, Wolfgang Petersen im Fach Regie. Direktoren der ersten bundesdeutschen Filmhochschule sind Erwin Leiser und Heinz Rathsack.

1968 realisiert Peter Lilienthal den Dokumentarfilm über Jazz NOON IN TUNESIA.

1970 porträtiert er Witold Gombrowicz in dem Film: ICH MONTAG, ICH DIENSTAG, ICH MITTWOCH, ICH DONNERSTAG.

1969 dreht Peter Lilienthal seinen ersten Kinospielfilm MALATESTA. Der Film, den der SFB und Manfred Durniok produzieren, schildert den Aufstand einer anarchistischen Gruppe unter Führung des italienischen Emigranten Malatesta (Eddie Constantin) in London. Er wurde mit dem Deutscher Filmpreis 1970 (Filmbänder in Gold) (Regie, Produktion, für die beste männliche Nebenrolle: Vladimir Pucholt und für die Ausstattung: Roger von Möllendorf ausgezeichnet.

Mit der Literaturverfilmung von Robert Walser JAKOB VAN GUNTEN beginnt 1971 die Zusammenarbeit mit dem Kleinen Fernsehspiel im ZDF. Redaktion: zunächst Eckart Stein und dann später Christoph Holch. Nach dem Drehbuch von Ror Wolf und Peter Lilienthal spielen: Sebastian Bleisch, Alexander May, Hanna Schygulla, Peter Kern, Hanna von Axmann Rezzorri, Reinhard Hauff.

In den Dokumentarfilmen START NR. 9 (1971), SHIRLEY CHISHOLM FOR PRESIDENT (1971), über den dreiwöchigen Wahlkampf des ersten weiblichen Mitglieds des amerikanischen Kongresses, der schwarze Demokratin Shirley Chisholm, und KADIR (1976), einem Porträt eines 20jährigen Türken in Berlin.

Es folgen fünf Filme über Lateinamerika und eine enge Zusammenarbeit mit dem chilenischen Schriftsteller Antonio Skármeta. LA VICTORIA (1973) nach dem Buch von Peter Lilienthal und Antonio Skármeta schildert das Leben einer jungen Chilenin, die in Santiago Arbeit sucht und sich unter dem Eindruck ihrer Erfahrungen für die Volksfront Allendes engagiert sich. Ein kurz vor dem Militärputsch und der Ermordung des Präsidenten Allende (11.9.1973) entstandener dokumentarischer Spielfilm. Kameramann des Film Silvio Caiozzi gehört mit Filmen wie JULIO COMIENZA EN JULIO – DAS LEBEN BEGINNT IM JULI (1976), LA LUNA EN EL ESPEJO – DER MOND IM SPIEGEL (1990), FERNANDO HA VUELTA - FERNANDO IST ZURÜCKGEKEHRT (Chile 1998) CORONACIÓN (2000) zu den bekanntesten Filmemacher Chiles.

Für den Westdeutscher Rundfunk Köln (Redaktion: Joachim von Mengershausen) realisiert Peter Lilienthal 1974 nach Drehbuch von Herbert Brödl, Günter Herburger und Peter Lilienthal HAUPTLEHRER HOFER. 1910: Hauptlehrer Joachim Hofer tritt in einem kleinen elsässischen Dorf die Stelle eines Hilfslehrers an.

ES HERRSCHT RUHE IM LAND (1975) Nach dem Drehbuch von Peter Lilienthal und Antonio Skármeta spielt in Las Piedras, einer kleinen Stadt in einem südamerikanischen Land. Herr Paselli, ein alter Mann mietet sich in der Pension Parra ein und erkundigt sich nach dem Weg zum Gefängnis. Er will dort seine Tochter, Maria Angelica, eine politische Gefangene, besuchen. Die Szene, als Großvater Parra (Charles) sich am Ende des Films ins Militärgefängnis begibt, hat sich tief in mein cinematographisches Gedächtnis eingeprägt.

Neben Charles Vanel wirken in dem Film Schauspieler aus Portugal, Spanien und Chile mit, aber auch viele politische Flüchtlinge aus Lateinamerika, deren persönliche Erfahrungen mit Gewalt und Unterdrückung im direkten Zusammenhang mit den Rollen stehen, die sie im diesem Film verkörpern. Er wurde vom Januar bis März 1975 in der portugiesischen Stadt Setubal und Lissabon mit großzügiger Unterstützung der portugiesischen Armee, die mit der Nelkenrevolution die faschistische Diktatur vertrieben hatte, gedreht. Kamera führen Robby Müller und Abel Alboim.

1979 wird Peter Lilienthals Film DAVID auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Das Drehbuch für DAVID wurde von Peter Lilienthal nach Motiven des autobiographischen Berichts "Den Netzen entkommen" von Joel König unter Mitarbeit von Jurek Becker und Ulla Ziemann geschrieben. Gedreht wurde der Film 1978 in Berlin und in der damaligen DDR. In David spielten u.a. Gustav Rudolf Sellner, Valter Taub, Eva Mattes, Rudolf Sellner mit.

1979 folgt eine Arbeit an der Filmhochschule in Mexiko mit dem Kameramann Michael Ballhaus. Vier Studenten des Centro Universitario de Estudios Cinematograficos (CUEC) Francisco Chavez, Jaime Carrasco, Jesús Sánchez, Luis Lupone, berichten in dem dokumentarischen Spielfilm OYE RAIMUNDO, ADONDE VAS? - KINDHEIT IN AMACUECA, einer Koproduktion mit dem ZDF, vom Schicksal sechsjähriger Kinder, die bereits schwer arbeiten müssen, um zum Unterhalt ihrer Familien beizutragen.

Die Filme Peter Lilienthal liegen thematisch sehr nahe am Zeitgeschehen. DER AUFSTAND (1980) war geradezu die quasidokumentarische Rekonstruktion der sandinistischen Revolution in Nicaragua.

In der Liebeserklärung an New York DEAR MR. WONDERFUL (1982) spielt Joe Pesci, der in dem Boxerdrama RAGING BULL - WIE EIN WILDER STIER (Martin Scorsese, USA 1980) auf sich aufmerksam gemacht hatte, die Hauptrolle.

In der Verfilmung des Roman „Cuarteles de Invierno„ des argentinischen Schriftstellers Osvaldo Soriano LE AUTOGRAPHE - DAS AUTOGRAMM (1983-84) spielen der argentinischen Bandoneonspieler Juan José Mosalini und dem schwarzen Boxer Ángel del Villar aus New York. Der Boxer Rocha und der Bandoneonspieler Galvan treffen an einem Sommerabend in der lateinamerikanischen Provinzstadt Flores ein. Beide melden sich bei Leutnant Suarez, der ein Volksfest organisiert und dessen Todesschwadron die Stadt beherrschen.

Nach der Erzählung „Das wachsende Schweigen des Dichters“ des israelischen Schriftsteller Abraham B. Jehoschua verfilmt Peter Lilienthal 1986 THE POET’S SILENCE - DAS SCHWEIGEN DES DICHTERS. Die Hauptrolle Yoram spielt der israelischen Dichter Jakov Lind. Yoram, ein israelischer Dichter, sagt, er hätte seine Melodie verloren. Gideon, sein 17 jähriger Sohn, der als etwas zurückgeblieben gilt, versucht mit all seiner Kraft den Vater wieder zum Schreiben zu ermutigen.

1988 folgt eine weitere Zusammenarbeit mit Antonio Skármeta: EL CICLISTA DE SAN CRISTÓBAL - DER RADFAHRER VOM SAN CRISTÓBAL nach der gleichnamigen Erzählung, in der Radfahrer Santiago für die Tour de Chile trainiert.

1990 dreht Peter Lilienthal den Kurzfilm DIE VIER TUGENDEN: GERECHTIGKEIT nach Miguel de Cervantes und 1991 verfilmt er die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart DON GIOVANNI ODER DER BESTRAFTE WÜSTLING.

Nach dem Roman von Yoram Kaniuk verfilmt 1994 Peter Lilienthal WASSERMANN. DER SINGENDE HUND. Es ist die Geschichte des misshandelten Hundes Wassermann. Noch nie hat die 15jährige Israelin Talia aus Tel Aviv einen derart misshandelten Hund gesehen wie Wassermann. Zutiefst schockiert über so viel Unmenschlichkeit setzt sie alles dran, um das todkranke Tier am Leben zu erhalten. Nach der gleichnamigen Erzählung des politisch engagierte israelischen Autors Abraham Bar Jehoschua verfilmt er 1994/95 MUL HA‘YE‘AROT - ANGESICHTS DER WÄLDER über den ewige Student Noach, der arbeitet als Brandschützer in einem Waldstück an der israelischen Küste arbeitet.

Peter Lilienthal wird 1985 erster Direktor der Abteilung Film und Fernsehen an der Akademie der Künste in Berlin, an der er bis 1996 bleibt. Im Sommer organisiert er die Europäische Sommer Akademie Film und Medien, zu der er zahlreiche viele Filmschaffende nach Berlin einlädt, um sich dort in Workshops und Gesprächen über das Filmemachen auszutauschen.

In zahlreichen Spielfilmen tritt Peter Lilienthal als Kleindarsteller auf: so in: DER FINDLING von George Moorse (1967) und in dem Tatort: TOTE TAUBEN IN DER BEETHOVENSTRASSE von Samuel Fuller (1973). An der Seite Samuel Fullers spielt er den Gangster Marcangelo in DER AMERIKANISCHE FREUND von Wim Wenders (1976). Weitere Nebenrollen spielt er 1978 in AUS DER FERNE SEHE DIESES LAND von Christian Ziewer, zu dem Antonio Skármeta das Drehbuch geschrieben hatte, 1979 in MILO MILO von Nikos Perakis, 1983 in DER PLATZANWEISER von Peter Gehring, 1984 JULIUS GEHT NACH AMERIKA von Hans Noever und 1993 in der achten Folge der Zweiten Heimat: DIE HOCHZEIT von Edgar Reitz.

In EIN FREMDER einem Fernsehbeitrag in der Reihe DENK ICH AN DEUTSCHLAND (1999) kehrt Peter Lilienthal, 60 Jahre, nachdem er den Holocaust überlebt hat, nach Berlin zurück, um hier jüdisches Leben zu filmen. Doch er fährt auch ins Umland, nach Eberswalde, spürt der Stimmung nach der Ermordung des Angolaners Antonio Amadeu durch Rechtsradikale nach.

Er lebt heute in München. Zur Filmfamilie Peter Lilienthal zählen neben vielen anderen die Cutterin Sigrun Jäger, der Tonmensch Hans-Dieter Schwarze, der Komponist und Kirchenmusikdirektor Claus Bantzer, der Produzent Joachim von Vietinghoff, die Dramaturgin Ulla Ziehmann, der Engel mit Flügeln Fernando Birri und viele mehr.

Zu zahlreichen Filmen von Peter Lilienthal hat Claus Bantzer die Filmmusik komponiert. 1987 erhielt Claus Bantzer den Bundesfilmpreis für Filmmusik, und 1994 den „Prix de la Sacem„ des jüdisch-israelischen Filmfestivals in Frankreich.

Kino der Würde, der kleine Gesten und der skurrilen Poesie

In seinem Filmporträt über Peter Lilienthal WENN ALLES DUNKEL IST, MÖCHTE ICH LEUCHTEN zeichnet 1990 Peter Buchka seine filmischen Entwürfe.

Peter Lilienthal hat politisch sehr engagierte Filme gedreht. Sein Kameramann Michael Ballhaus äußerte sich hierzu in einem Interview mit Tom Tykwer: „Gerade wegen ihrer Engagiertheit liebe ich Lilienthals Filme. Wenn es um die Umsetzung ging, haben wir allerdings viel und heftig diskutiert, auch weil ich immer das Gefühl hatte, dass er nicht so sehr in Bildern und im Rhythmus dachte.“
Tykwer, Tom: Das fliegende Auge., Michael Ballhaus, Director of Photography. Berlin 2002

Hans Günter Pflaum: „Man erkennt den Regisseur an seiner Zärtlichkeit gegenüber seinen Figuren, an der Genauigkeit der vermeintlich kleinen Gesten, an der Wärme und Zuwendung, die selbst in seinen Dokumentarfilmen stets auch eine ästhetische ist.“
Pflaum, Hans Günter: Der Unruhige im Land. Meister der gelassenen Geste: Der Regisseur und Autor Peter Lilienthal wird 70. In: Süddeutsche Zeitung 27.28/11.1999

Norbert Grob: „Wie kein anderer Filmemacher des deutschen Kinos erkundet Lilienthal, wie das Politische in die Bilder kommt, ohne dass es zum bloßen Anliegen verkümmert.“
Grob, Norbert: Film der sechziger Jahre. In: Jacobsen, Wolfgang; Kaes, Anton; Prinzler, Hans Helmut (Hrsg.) Geschichte des Deutschen Films, Stuttgart, Weimar, J. B. Metzler Verlag 1993, S. 242 f.

Sebastian Feldmann spricht im Zusammenhang Peter Lilienthals Filmschaffen vom „Sieg des Stillen“ und von der „Kunst und Menschlichkeit“.
Feldmann, Sebastian: Der Sieg des Stillen. Zum 65. Geburtstag des Berliner Filmregisseurs Peter Lilienthal, Kunst und Menschlichkeit. In: Rheinische Post 26.11.1994.

Gregor Dotzauer: „Peter Lilienthal stellt Humanismus durch Einfühlung her.“
Dotzauer, Gregor: „Politik der Gesten“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.1989

Lilienthals Filme hat Fritz Rudolf Fries bemerkt, leben von Trauma des Exils und den Erinnerungen an das kleine Hotel seiner Mutter in Montevideo. „In seinen besten Filmen gibt es diese Magie von Pubertät und die Mythologie der Herberge.“
Fries, Fritz Rudolf: Im Jahr des Hahns, Leipzig 1996, S. 70, 94

Michael Töteberg: „In seinen Filmen versammelt er eine Familie, Menschen aus aller Herren Länder, Schiffbrüchige und Grenzgänger, Träumer und Schnorrer. Es sind Menschen ohne Reichtümer, ohne eine sichere Position oder Macht, sie sind Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt und haben doch Hoffnung und Lebenslust nicht aufgegeben.“
Töteberg, Michael : Peter Lilienthal. Befragung eines Nomaden. Verlag der Autoren Frankfurt/Main 2001.

In der Filmzeitschrift „Variety“ schreibt Ronald Holloway 1978 „Peter Lilienthal ist eine Schüsselfigur im Entstehen des Neuen Deutschen Films.“
Holloway, Ronald: „A Peter Lilienthal Retro“. In: Variety 30.8.1978

Der chilenische Schriftsteller Antonio Skármeta, der mit Peter Lilienthal zahlreiche Filme gemacht hat: „Das cineastische Werk Peter Lilienthals zeichnet sich durch eine besondere, fast nicht definierbare Größe aus. Er nähert sich der Welt seiner Charaktere auf Zehenspitzen und mit einer Schweigsamkeit, als wolle er sie mit seiner Anwesenheit nicht verletzen. Als Protagonisten wählt er keine großen Helden der Geschichte, sondern verträumte oder von Schicksalsschlägen der Realität heimgesuchte Personen.
Lilienthal hat ein ganz spezielle Sichtweise, die es ihm erlaubt, gleichzeitig die festgefahrenen Ecken der Gesellschaft und die rebellische Berufung der vielen kleinen Dichter auszumachen, die zu tapfer sind, als dass sie sich von der Mittelmäßigkeit unterkriegen lassen würden. Von keinem seiner Protagonisten kann man sagen, dass sie Helden wären, aber ihrer Gesten verfügen über die Kühnheit, Freude und Unvernunft der Rebellion. Obwohl sie vielleicht bereits im Voraus wissen, dass all ihre Bemühungen zum Trotz zum manchmal süßen, manchmal bitteren Scheitern verurteilt sind.“
Skármeta, Antonio: Rede des Botschafters von Chile in Deutschland anlässlich der Verleihung des Ordens Bernardo O`Higgins an Peter Lilienthal. Berlin 10.9.2001. In: Töteberg, Michael : Peter Lilienthal. Befragung eines Nomaden. Verlag der Autoren Frankfurt/Main 2001 (Einleger).

Michael Töteberg: „Peter Lilienthal ist ein Kino-Zauberer. Er beherrscht das Kunststück aus Banalitäten des Alltags wie den politischen Katastrophen des Jahrhunderts poetische Funken zu schlagen.“
Töteberg, Michael : Peter Lilienthal. Befragung eines Nomaden. Verlag der Autoren Frankfurt/Main 2001.

2005 hat Peter Lilienthal den Dokumentarfilm CAMILO – DER LANGE WEG ZUM UNGEHORSAM (CAMILO - THE LONG ROAD TO DISOBEDIENCE – CAMILO - EL LARGO CAMINO DE LA DESOBEDIENCIA), über den ersten Verweigerer des Krieges im Irak: Camilo Mejia, der aus Nicaragua stammt und in den USA im Militärgefängnis inhaftiert war, gedreht (Co-Produktion Filmwerkstatt Münster ). Peter Lilienthal stellte seinen Film beim Filmfestival Münster 2007 am 21.10.2007 bei einer Preview vor.

Auf Anregung Peter Lilienthals wurde 2005 die EWFI – Eine-Welt-Friedens-Initiative (Just One World Peace Net) gegründet.

2009 wurde Peter Lilienthal von der Interfilm-Akademie mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk, mit dem „One Future Preis“ ausgezeichnet. 2011 erhielt er vom Bundesverband Regie und der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst für sein Gesamtwerk den Deutscher Regiepreis („Metropolis“).

2012 wurde Peter Lilienthal von der Internationalen Liga für Menschenrechte mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Zur Preisverleihung siehe auch das von der Filmwerkstatt Münster produzierte Video.

Volker Pade

Weblinks

  • wikipedia.de
  • Internet Movie Data Base
  • filmportal.de
  • Miradas Alemanas hacia América Latina Ibero-Amerikanisches Institut, Berlin
  • Hans Helmut Prinzler: „Peter Lilienthal zum Achtzigsten. Der Traum von den fünf Sekunden“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. November 2009
  • Hanns-Georg Rodek: „Der Regisseur Peter Lilienthal wird 80“. In: Die Welt, 27. November 2009
  • Ralf Schenk „Zum Achtzigsten Geburtstag des Regisseurs Peter Lilienthal. Das Wunder der Verständigung“. In: Berliner Zeitung, 27. November 2009
  • Jochanan Shelliem Poet des fremden Blicks, Deutschlandfunk 29.11.2014

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